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LiBeraturpreis 2023 geht an Adania Shibli

Der von Litprom e.V. vergebene LiBeraturpreis geht 2023 an die palästinensische Autorin Adania Shibli für ihren Roman »Eine Nebensache«, aus dem Arabischen übersetzt von Günther Orth, erschienen im Berenberg Verlag. Der Roman besteht aus zwei Teilen: Der erste basiert auf einer wahren Begebenheit, der Vergewaltigung und Ermordung eines Beduinenmädchens durch israelische Soldaten in der Negev-Wüste im August 1949. Im zweiten Teil versucht Jahrzehnte später eine junge Frau aus Ramallah, mehr über den Vorfall herauszufinden.

Die Jury begründet ihre Wahl: »Gleichsam präzise und behutsam entwirft die palästinensische Autorin Adania Shibli mit ›Eine Nebensache‹ ein formal wie sprachlich streng durchkomponiertes Kunstwerk, das von der Wirkmacht von Grenzen erzählt und davon, was gewalttätige Konflikte mit und aus Menschen machen. Mit großer Wachsamkeit richtet sie ihren Blick dabei auf die kleinen Details, die Nebensächlichkeiten, die es uns erlauben, die alten Wunden und Narben zu erblicken, die hinter der Oberfläche liegen.«
Die Jury würdigt außerdem die hervorragende Übersetzung von Günther Orth.

Die Preisträgerin wurde ausgewählt von einer Jury, bestehend aus Marlen Heislitz (Büchergilde Gutenberg), Peter Ripken (ehem. Journalist und Entwicklungshelfer), Sabine Speiser (entwicklungspolitische Beraterin), Antonia Stock (Buchhändlerin) und Raffael Weger (selbstständiger Literaturwissenschaftler). Nominiert waren dreizehn Autorinnen, deren Werke 2022 auf der Litprom-Bestenliste Weltempfänger empfohlen wurden. Aus dieser Longlist wählte die Jury sechs Shortlist-Titel aus, die bei einer Veranstaltung am 14. Juni 2023 im Haus am Dom in Frankfurt präsentiert wurden.

Adania Shibli wird zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse anreisen und an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen. Die Preisverleihung findet voraussichtlich am 20. Oktober 2023 statt.

Der LiBeraturpreis 2023 wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Die Autorin Adania Shibli schreibt Romane, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Essays und ist zudem in der akademischen Forschung und Lehre tätig. »Eine Nebensache«, ihre erste Buchveröffentlichung auf Deutsch, wurde von Günther Orth übersetzt und stand 2022 auf der Shortlist für den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt. Die englische Übersetzung von Elisabeth Jaquette war 2020 für den National Book Award sowie 2021 für den International Booker Prize nominiert.

Der LiBeraturpreis ist eine jährliche Auszeichnung für Autorinnen aus dem Globalen Süden. Er wurde 1987 von der Initiative LiBeraturpreis e.V. ins Leben gerufen und wird seit 2013 von Litprom e.V. organisiert. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird auf der Frankfurter Buchmesse verliehen. Nominiert sind die Titel von Autorinnen, die im Vorjahr der Vergabe auf der Litprom-Bestenliste „Weltempfänger“ empfohlen wurden. Seit 2019 finden die Preisverleihung in der Villa 102 der KfW und ihrer Stiftung statt.

Litprom e.V. macht seit 1980 die Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt im deutschsprachigen Raum bekannt. Wir verbinden Kulturinstitutionen und Akteurinnen wie Verlage, Übersetzerinnen und Kritiker*innen. Wir ermöglichen literarische Begegnungen zwischen dem Lesepublikum und den diversen Stimmen des Globalen Südens.